Pfarrscheune Nerchau
Eine Pfarrscheune gehört zum klassischen Ensemble von Pfarrhof und Kirche. Der Pfarrer betreibt heutzutage aber keine Landwirtschaft mehr – was also tun mit dem ungenutzten Gebäude?
In Nerchau (Stadt Grimma) fand sich für dieses Problem eine praktische Lösung: seit vielen Jahren mangelte es an einer Trauerhalle für weltliche Bestattungen. Der Kirchenvorstand ging auf die Stadtverwaltung zu mit dem Vorschlag, die denkmalgeschützte Scheune von 1647 umzubauen und damit zu erhalten. Fragen zum Eigentum, zum Betrieb und zur Finanzierung mussten geklärt werden. Am Ende stand eine vertragliche Vereinbarung, wonach die Kirchgemeinde Eigentümerin bleibt und die Halle für weltliche Trauerfeiern zur Verfügung stellt. An den Baukosten haben sich – neben LEADER – die St.-Martins-Kirchgemeinde Nerchau, die Evangelisch-Lutherische Landeskirche und die Stadt Grimma beteiligt.
Dem Umbau zugrunde lag eine gemeinsame Entwurfsidee des Kirchenvorstandes und des Baupflegers im Kirchenbezirk Leipzig, Architekt Tilman Dorn.
Ein hölzernes Tonnengewölbe gibt der Halle den Charakter einer Kapelle. Zwei große Fensteröffnungen – darunter ein Rundfenster am Giebel – lassen Tageslicht in den Raum und öffnen ihn zur Umgebung.
Der neue Eingang an der Giebelseite schafft eine Verbindung zum Friedhof. Teile der alten Balken sind hier verbaut. Im erhaltenen Dachstuhl über dem Eingang hat noch ein kleiner Jugendtreff Platz gefunden. Das Tor an der Hofseite ist bestehen geblieben. Für die Dachdeckung wurden geborgene Ziegel von einem Hof in Zschoppach verwendet. Diese Details bewahren den baulichen Charakter der früheren Scheune. Die Trauer- und Feierhalle dient nun buchstäblich beiden Zwecken. Neben der Bestimmung als Ort der Trauer und des Abschieds spielt sich hier ein lebhaftes Gemeinschaftsleben ab. Der Raum wird als Winterkirche, aber auch für Konzerte und Ausstellungen, den Adventsmarkt, Tanzabende und Skatturniere, Kino und Theater genutzt. Die Kirchgemeinde arbeitet dabei eng mit den lokalen Vereinen zusammen.
Genauso schwebte es dem Nerchauer Pfarrer Markus Wendland vor: <<Die Pfarrscheune soll eine Trauerhalle, aber auch ein Ort der Begegnung und des Lebens sein!>>
Projekttitel |
Sanierung und Umnutzung der Pfarrscheune Nerchau zur kommunalen Feierhalle |
LEADER-Gebiet |
Leipziger Muldenland |
Bewilligungsbehörde |
Landratsamt Leipzig |
Projektträger |
Ev.-Luth. St.-Martins-Kirchgemeinde Nerchau |
Vorhabenstandort |
Nerchau (Stadt Grimma) |
Investitionsvolumen / LEADER-Förderung |
808.010 EUR / 618.952 EUR (80 %) |
Realisierungszeitraum |
04/2018 – 06/2023 |
Ansprechpartner |
Pfarrer Markus Wendland |
Internet |