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Projekt des Monats

Wenn eine Pappelreihe zur ökologischen Feldhecke wird! - Unternehmensflurbereinigungsverfahren B101 OU Krögis; Landkreis Meißen

Feldhecke zum Abschluss der Pflegemaßnahmen
Feldhecke nach Abschluss der Pflegemaßnahmen  © Teilnehmergemeinschaft B 101 OU Krögis

Markante Pappelreihen prägen vielerorts das Landschaftsbild und dienen an windanfälligen Standorten als effektiver Schutz gegen Winderosion. In den 1960er und 1970er Jahren angelegt, sorgen sie mit ihrer dichten Verästelung und der gleichmäßigen Kronenlinie selbst in der vegetationsfreien Zeit für eine verlässliche Windbremsung. Neben dieser Schutzfunktion bieten sie auch Lebensräume für zahlreiche Wildtiere.

Der Einsatz der Hybridpappel als Hauptbaumart ermöglichte eine schnelle und nachhaltige Funktionsweise des Windschutzstreifens. Zudem war die Holzproduktion ein wirtschaftlicher Aspekt für die Verwendung dieser Baumart. Dabei ist es allerdings erforderlich, diese Windschutzstreifen zu pflegen und zu erneuern. Seit den 1990er Jahren war die Nutzung des Pappelholzes jedoch nicht mehr lukrativ und die notwendigen Pflegemaßnahmen unterblieben vielmals. Nach ca. 50 bis 60 Jahren am Lebensende angekommen, beginnen die teilweise äußerlich noch vital aussehenden Hybridpappeln von innen zu faulen und brechen bei Sturmereignissen einfach zusammen.

Genau diese Situation lag bei dem 180 m langen, zweireihigen Windschutzstreifen aus Hybridpappeln im Unternehmensflurbereinigungsverfahren »B 101 OU Krögis« vor. Sie waren stark geschädigt, teils sehr von Rindenbrand befallen und nicht mehr standsicher. Immer wieder stürzten Bäume um oder große Äste brachen ab. Dies stellte eine erhebliche Gefährdung für Spaziergänger auf dem direkt vorbeiführenden Wirtschaftsweg und für die landwirtschaftliche Nutzung der angrenzenden Flächen dar.

Die Teilnehmergemeinschaft (TG) wollte den Windschutzstreifen als prägendes Landschaftselement erhalten und zu einer dreireihigen Feldhecke umgestalten. Dadurch sollte nicht nur die Schutzfunktion weiterhin gewährleistet, sondern auch die ökologische Vernetzung der Landschaft gestärkt werden.

Zustand des Windschutzstreifens vor dem Umbau. Deutlich sind die stark geschädigten Bäume mit abgestorbenen Kronen und das windbrüchige Geäst erkennbar.
Zustand des Windschutzstreifens vor dem Umbau. Deutlich sind die stark geschädigten Bäume mit abgestorbenen Kronen und das windbrüchige Geäst erkennbar.   © Teilnehmergemeinschaft B 101 OU Krögis

Die Planung der dreireihigen Feldhecke erfolgte durch den Verband für Ländliche Neuordnung Sachsen in enger Zusammenarbeit mit der Teilnehmergemeinschaft und den betroffenen Grundstückseigentümern. Da die finanziellen Mittel begrenzt waren, musste die Umsetzung effizient gestaltet werden.

Zur Herstellung der Pflanzfläche mussten 80 Pappeln gefällt werden. Um die Fällkosten zu reduzieren, wurden die Stubben nicht gefräst, sondern verblieben im Boden. Zehn durch die ökologische Baubegleitung ausgewählte Pappeln wurden auf eine Höhe von 1,5 Metern eingekürzt. Die Stümpfe und Stubben sollen sich langsam zersetzen und somit als Lebensraum und Nahrungsquelle für Insekten und Kleintiere dienen.

Vor der eigentlichen Pflanzung musste die Fläche in einen pflanzfähigen Zustand gebracht werden. Der Bauhof der Gemeinde Käbschütztal unterstützte die Maßnahme durch die Beseitigung des Abfallholzes (Rinde, Astwerk). Zwischen den Pappeln abgelagerter Müll, Grünabfälle und Unrat wurden durch die Pflanzfirma beräumt und umweltgerecht entsorgt.

Erhalt der durch Naturverjüngung gewachsenen Sträucher und Bäume zwischen den Stümpfen und Stubben der Pappeln.
Erhalt der durch Naturverjüngung gewachsenen Sträucher und Bäume zwischen den Stümpfen und Stubben der Pappeln.  © Teilnehmergemeinschaft B 101 OU Krögis
Feldhecke nach der Pflanzung mit erkennbaren Stümpfen. Der Wildzaun schützt vor Tierverbiss.
Feldhecke nach der Pflanzung mit erkennbaren Stümpfen. Der Wildzaun schützt vor Tierverbiss.  © Teilnehmergemeinschaft B 101 OU Krögis

Die sich im Unterstand und den Lücken durch Naturverjüngung bereits angesiedelten Bäume und Sträucher wie Esche, Weißdorn, Liguster und Rosen blieben erhalten und wurden in die neue dreireihige Feldhecke integriert. Gepflanzt wurden gebiets- und standorttypische Sträucher und Bäume, wie Schlehe, Weißdorn, Hartriegel, Eiche, Holzapfel, Wildbirne und Feldahorn.

Um die Feldhecke nachhaltig zu etablieren, ist eine beidseitige Zuwachsfläche von je einem Meter vorgesehen. Damit die Ausbreitung unerwünschter Ackerunkräuter minimiert wird, wurden die Freiflächen sowie der umliegende Krautsaum mit Wildpflanzensaatgut eingesät.

Zustand nach der Fertigstellungspflege mit voranschreitenden Austrieb der Pflanzen.
Zustand nach der Fertigstellungspflege mit voranschreitenden Austrieb der Pflanzen.  © Teilnehmergemeinschaft B 101 OU Krögis

Die zu erwartenden Austriebe aus den Stubben und Stümpfen wurden im Zuge der Fertigstellungs- und Entwicklungspflegen der angelegten Feldhecke entfernt. Nach zwei Vegetationsperioden bildeten die Pappeln keine neuen Triebe mehr. Somit reichte der Pflegezeitraum von insgesamt drei Jahren aus, um sämtliche Austriebe zu entfernen.

Zum Schutz der jungen Pflanzen vor Verbiss durch Wildtiere wurde ein Drahtzaun um die gesamte Anlage errichtet. Dieser bleibt stehen, bis die Gehölze ausreichend widerstandsfähig sind. Danach wird der Bauhof der Gemeinde Käbschütztal den Zaun wieder entfernen.

Die Gesamtkosten der Maßnahme beliefen sich auf ca. 42.000 Euro. Im Rahmen der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) sowie der Förderrichtlinie zur Ländlichen Entwicklung des Freistaates Sachsen (RL LE/2014) wurden 75 % der Kosten gefördert. Der verbleibende Eigenleistungsanteil in Höhe von ca. 10.000 Euro teilten sich die beiden Grundstückseigentümer hälftig.

Mit der Umgestaltung des alten Windschutzstreifens zu einer Feldhecke konnte nicht nur ein charakteristisches Landschaftselement erhalten, sondern auch der Schutz wertvoller Ackerböden vor Winderosion nachhaltig gesichert werden. Die Pflanzung unterschiedlicher Baum- und Straucharten erhöht dabei die biologische Vielfalt und bietet Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.

Die Feldhecke ist ein wichtiger Bestandteil eines zusammenhängenden Lebensraum-Netzwerks in der landwirtschaftlich geprägten Umgebung. Sie dient als Schutz vor negativen Umwelteinflüssen und ist Lebensraum und Nahrungsquelle für Vögel, Säugetiere, Amphibien und Insekten. Besonders der hohe Anteil an Totholz kommt zahlreichen Käfer- und Insektenarten zugute.

Dank der engen Zusammenarbeit zwischen Flächeneigentümern, Gemeinde, Planern und Teilnehmergemeinschaft konnten die verschiedenen Interessen, wie Pflanzenzusammensetzung, Ausdehnung und gesicherte Pflege des Windschutzstreifens, berücksichtigt werden. So entstand ein nachhaltiges Konzept, das sowohl die ökologische als auch die funktionale Bedeutung des Windschutzstreifens sichert.

Feldhecke zum Abschluss der Pflegemaßnahmen
Feldhecke zum Abschluss der Pflegemaßnahmen  © Teilnehmergemeinschaft B 101 OU Krögis

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